Philipp Scheidemann – Historische Persönlichkeit und Solinger Stiefkind?

Einladung zu einer Veranstaltung des DGB, Stadtverband Solingen und des Katholischen Bildungswerkes Wuppertal/Solingen/Remscheid über den ersten Reichskanzler der Weimarer Republik, der seinen Wahlkreis in Solingen hatte.

Am 9. November 1918 verkündete der SPD-Politiker Philipp Scheidemann vom Westbalkon, bzw. Fenster des Reichstagsgebäudes aus den Zusammenbruch des
Deutschen Kaiserreichs und proklamierte damit die Deutsche Republik.
Mit dieser Rede legte er, der den Wahlkreis Düsseldorf-Solingen im Reichstag vertrat, den Grundstock für ein neues Deutschland.
1919 wurde Philipp Scheidemann als „Reichsministerpräsident“ zum ersten Regierungschef der Weimarer Republik gewählt. In Solingen ist der Bezug zu Scheidemann inzwischen fast vergessen.
Das will der Solinger SPD-Vorsitzende Josef Neumann kurz vor dem 100. Jahrestag der Fenster-Rede im Jahr 2018 ändern. Am 8. November 2017 sagte er in der Solinger Lokalpresse: „Philipp
Scheidemann hat mit der Ausrufung der Republik den Grundstock für ein demokratisches Deutschland gelegt. Solingen sollte darauf stolz sein. Ich fordere, einen Platz oder eine Straße nach dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten zu benennen.“
Über diesen Vorschlag diskutieren mit Josef Neumann (MdL) der Wuppertaler Historiker Dr. Dieter Nelles und Ralf Rogge, Leiter des Solinger Stadtarchivs. Die Diskussion leitet Thorsten Kabitz von Radio RSG.

Die Veranstaltung findet statt am

Dienstag, den 6. März 2018, um 19.00 Uhr im SPD-Büro,

Birkenweiher 26, 42651 Solingen.

Wir freuen uns über Ihren Besuch!

Einladung Philipp-Scheidemann-Veranstaltung

Über Philipp Scheidemann:

Phillip Scheidemann (1865 – 1939) Reichstagskandidat in Solingen, Langenfeld und Monheim und im Süden von Düsseldorf von 1903 bis 1918.

„Nichts darf geschehen, was der Arbeiterbewegung zur Unehre gereicht. Seid einig, treu und pflichtbewusst. Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen! Es lebe das Neue; es lebe die deutsche Republik!“ Das waren die wichtigsten Worte von Philipp Scheidemann, als er am 9. November 1918 um 10.00 Uhr aus einem Fenster des Reichstag es die Republik ausrief. Mit dieser Initiative Scheidemanns hatte sich die Sozialdemokratie nach Abdankung des Kaisers an die Spitze des Staates gesetzt. Philipp Scheidemann war 1865 in Kassel als Sohn einer Polsterer und Tapeziererfamilie geboren. Er lernte den Beruf des Schriftsetzers und Druckers und trat schon als 18 Jähriger der SPD bei und wurde aktives Gewerkschaftsmitglied. Später war er als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen tätig und bildete sich weiter, indem er Vorlesungen an der Universität Marburg hörte.

1903 wurde Scheidemann erstmals im Wahlkreis Düsseldorf 3, zu dem Solingen, Langenfeld und Monheim gehörten, in den Reichstag gewählt. Er blieb in diesem Wahlkreis Reichstagsabgeordneter bis 1918. Nach dem Tod von August Bebel führte er ab 1913 mit Hugo Haase die SPD Fraktion im Reichstag. Philipp Scheidemann galt als hervorragender Rethoriker und tat sich viele Jahre auch nach seinen Staatsämtern noch als Redner und Autor hervor. Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und dem verlorenen 1. Weltkrieg kam Scheidemann im Verlauf der Novemberrevolution mit dem späteren Reichspräsidenten Friedrich Ebert und Otto Landsberg für die SPD in den Rat der Volksbeauftragten. Dieser Übergangsregierung gehörten darüber hinaus noch die USPD Vertreter Hugo Haase, Wilhelm Dittmann und Emil Barth an. Dem Rat der Volksbeauftragten gehörten damit drei Reichstagsabgeordnete, die im Bergischen Land kandidierten, an. Das waren Friedrich Ebert in Barmen, Wilhelm Dittmann im Bereich Remscheid – Lennep – Mettmann und Philipp Scheidemann in Solingen, Langenfeld, Monheim.

Nach der Wahl von Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten wurde Scheidemann 1919 erster Reichskanzler. In diese Zeit fiel die Unterzeichnung des Versailler Vertrages. Scheidemann
hatte sich gegen dessen Unterzeichnung ausgesprochen und sagte dazu am 12. Mai 1919: „Welche Hand müsse nicht verdorren, die sich und uns diese Fessel anlegt.“ Viele Realpolitiker in der
SPD – Reichstagsfraktion und der Regierung, die Heeresleitung und Reichs präsident Ebert sprachen sich jedoch für die Unterzeichnung aus, weil sie die Besetzung Deutschlands fürchteten. Philipp Scheidemann sah sich daraufhin gezwungen, als Regierungschef zurückzutreten.

Scheidemann blieb weiter Reichstagsabgeordneter, wurde zwischenzeitlich Bürgermeister seiner Heimatstadt Kassel, wirkte als Autor und initiierte Neuerungen in der Organisation der
SPD in der Weimarer Republik. 1933, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, musste Philipp Scheidemann, wie viele andere, in die Emigration. Über Prag, die Schweiz, Frankreich und die USA gelangte Scheidemann nach Dänemark, wo er am 29. November 1939 verstarb.

Quelle: Lesebuch zur Geschichte der Sozialdemokratie im Kreis Mettmann, Hg. Kerstin Griese und Peter Zwilling