Die Wiederentdeckung einer Pionierin

Anlässlich des Weltfrauentags wurde am letzten Wochenende mit einer Veranstaltung im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen-Gräfrath, eine Künstlerin in den Mittelpunkt gerückt, die selbst unter Verfolgung gelitten hat und mutig ihren Weg gegangen ist. Toni Ebel gilt als eine der Vorreiterinnen in der Repräsentation von Trans*Identitäten in der Kunst des 20. Jahrhunderts.

Für die SPD als Mit-Veranstalter der Eröffnungsfeier begrüßte Manfred Ackermann, Co-Vorsitzender der Solinger SPD, zahlreiche Gäste, darunter den Museumsdirektor Jürgen Kaumkötter, die Aufsichtsratsvorsitzende des Museums, Dorothee Daun, den Solinger Landtagsabgeordneten Josef Neumann und natürlich die Kuratorin Birte Fritsch.

Manfred Ackermann beleuchtete die gesellschaftliche und rechtliche Seite, der die Künstlerin zunächst als homosexuelle Person, dann als Trans*Frau, ausgesetzt war. Während ihre Lebensform vielleicht noch in der Weimarer Republik geduldet wurde, wurden Menschen wie sie ab 1933 von den Nationalsozialisten verfolgt, weggesperrt oder ermordet.

Seit 2018 gibt es in Deutschland die Anerkennung des Dritten Geschlechts – divers. Dies macht das Leben für Trans*Menschen aber nicht leichter. Personen, die im Laufe ihres Lebens ihren Geschlechtseintrag ändern wollen, müssen auch heute noch hierfür die Bestätigung durch vermeintlich qualifizierte Expert*innen vorlegen. Das ist diskriminierend und entwürdigend.

Bis vor wenigen Jahren mussten sich Trans*Menschen sogar verpflichten, sich nicht mehr fortzupflanzen und dazu einen medizinischen Eingriff vornehmen lassen. Das Namensrecht bei Adoptionen durch Trans*Eltern ist bis heute unbefriedigend. Immer noch werden Trans*Menschen in der Öffentlichkeit mit dem falschen Geschlecht oder dem Geburtsnamen angesprochen. Das alles sollte heute nicht mehr möglich sein. Deshalb muss die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung aller Sexualitäten endlich umgesetzt werden. Seit Jahren zieht sich dieser Prozess hin.

Birte Fritsch, die Kuratorin der Toni-Ebel-Ausstellung nahm die Gäste dann auf eine interessante Reise in die Biografie der Künstlerin mit. 1881 als Junge geboren, verließ sie früh als Homosexuelle ihr Elternhaus. Sie schlug sich als Mitarbeiterin in einem Damenbekleidungsgeschäft durch, und studierte in München Malerei. Zwischenzeitlich lebte sie wieder als Mann.

Sie erkannte jedoch, dass sich ihr Körper im falschen Geschlecht befand. Mit Hilfe von Magnus Hirschfeld, dem Gründer des Hirschfeld-Instituts für Sexualwissenschaft, unterzog sie sich schon 1929 erster geschlechtsangleichenden Operationen, ein mutiger Schritt in ein Neuland der Medizin.

1934 konvertierte Toni Ebel zum Judentum und floh mit ihrer jüdischen Lebensgefährtin nach Prag, ein zunächst sicherer Ort für viele Menschen, die Nazi-Deutschland verlassen mussten. Mit ihrer Kunst war sie dort sehr erfolgreich, konnte schließlich gut davon leben. Nach dem Krieg blieb die Malerin in der DDR, vielleicht voller Hoffnung, ein neues Land mitzugestalten. Sie erlangte dort durch ihre Malerei große Anerkennung und Bekanntheit. Nach dem Ende der DDR gingen jedoch viele  ihrer Werke verloren und ihr Name verschwand aus der Öffentlichkeit. Da schon durch die Zerstörung des Hirschfeld-Instituts für Sexualwissenschaft in Berlin 1933 zahlreiche Werke von Toni Ebel vernichtet wurden, gibt es heute nur eine begrenzte Sammlung von Gemälden und reproduzierte Werke.

Wir empfehlen den Podcast Eine vergessene Künstlerin – die Malerin und trans* Frau Toni Ebel, den Anja Buchmann von und für Deutschlandradio produziert hat.

Der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft ist zu verdanken, dass Toni Ebel wiederentdeckt wurde. Ihre Bilder sind traditionell, können sich aber mit anderen Malern ihrer Epoche messen, die nicht so ein schicksalhaftes Leben durchgemacht haben und nicht vergessen wurden.

Autorin: Ursula Wilberg, Ratsmitglied in Remscheid und Kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion