Wir trauern um Aenne Franz (21.10.1923 – 07.04.2023).

Bild: AWO-Bezirk Niederrhein

Wir erhielten die traurige Nachricht, dass unsere Genossin, Freundin und Vorbild Aenne Franz, geborene Mathonet, im Alter von 99 Jahren verstorben ist. Wir sind traurig und dankbar zugleich, dass unsere Aenne ein so langes und erfülltes Leben führen durfte.

Geboren am 21. Oktober 1923, lebte die als Aenne Mathonet geborene Solingerin im wahrsten Sinne des Wortes ein Jahrhundertleben. Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Reichsarbeitsdienst in Thüringen, die Rückkehr in die Geburts- und Heimatstadt, das Erleben von deren Zerstörung, der Wiederaufbau, das jahrzehntelange Engagement in Arbeiterwohlfahrt und Sozialdemokratie, sowie die Pflege der Solinger Mundart – ein solches Leben konnte sich nun wahrlich keine Schriftstellerin oder kein Schriftsteller ausdenken.

Wenn wir uns die einzelnen Stationen von Aennes Leben anschauen, kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Als junge Frau hat sich Aenne Mathonet, unter tatkräftiger Hilfe des Vaters, einer Vereinnahmung durch die NSDAP entzogen. Ihre Familie bezahlte diese Haltung mit der Inhaftierung des Vaters durch die GESTAPO. 1943 beim Reichsarbeitsdienst in Thüringen eingesetzt, wusste sie zwischen dem NS-Regime und den Menschen, mit denen sie damals in Gera in Kontakt getreten war, zu unterscheiden. Folgerichtig suchte sie nach dem Fall der Berliner Mauer und der Einheit der beiden deutschen Teilstaaten wieder den Kontakt zu den Menschen, die sie damals in Gera kennen gelernt hatte und baute damit eine Brücke von Solingen nach Gera.

Die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie und der Arbeiterwohlfahrt hat die resolute Solingerin nicht nur in ihrer Heimatstadt, sondern auch darüber hinaus maßgeblich geprägt. Sei es 1946 bei der Wiedergründung einer sozialdemokratischen Organisation in der Klingenstadt und mehr noch als erste Sekretärin der Arbeiterwohlfahrt in Solingen, als die sie ab dem 01.09.1947 fungierte. In dieser Funktion war sie maßgeblich an der Organisation der zweiten Reichskonferenz des großen deutschen Wohlfahrtsverbandes, der auf Schloss Burg stattfand, beteiligt. Dort wurde die AWO als eigenständiger Verband wiedergegründet. Erster Vorsitzender wurde Heinrich Albertz, der spätere Bürgermeister von Berlin. Dieses Ereignis war entscheidend dafür, dass der AWO-Bezirk Niederrhein seine Jubiläumsfeierlichkeiten zu seinem 70-jährigen Bestehen im Solinger Südpark durchgeführt hat.

Seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahren war Aenne Franz als Mundartautorin aktiv, ob bei den Mundartautorengemeinschaft „De Hangkgeschmedden“, als Mundartdichterin beim Westdeutschen Rundfunk oder als Leiterin der Rheinischen Mundartschriftsteller Bergisches Land. Zudem engagierte sie sich bei der Solinger Volksbühne. Bei der Arbeiterwohlfahrt füllte sie viele Jahre das Amt der Revisorin aus.

Aenne Franz‘ Leben ist an Karfreitag zu Ende gegangen. Sie hat ein erfülltes Leben geführt, welches sie schon zu Lebzeiten für ihre Wegbegleiter zu einer Identifikationsfigur gemacht hat.

Wir danken Aenne für alles, was sie für uns und unsere Heimatstadt geleistet hat und versprechen ihr, dass weder sie noch ihre Arbeit vergessen werden. Liebe Aenne, ruhe in Frieden.

In stiller Dankbarkeit

Manfred Ackermann

Co-Vorsitzender

SPD-Unterbezirk Solingen

Sabine Vischer-Kippenhahn

Co-Vorsitzende

SPD-Unterbezirk Solingen

Iris Preuß-Buchholz

Präsidentin

AWO-Kreisverband Solingen

Dirk Wiebenga

Vorstand

AWO-Kreisverband Solingen